In vielen Freiwilligen Feuerwehren, besonders im ländlichen Raum, läuft die Einsatzdokumentation und -koordination noch auf Papier ab. In den Städten hingegen sind Feuerwehren meist schon digital unterwegs, hier stellen sich jedoch Fragen zur Cybersicherheit, die besonders in einer so kritischen Infrastruktur nicht vernachlässigt werden darf. Wie sicher sind unsere Retter im Netz angebunden? Erfahren Sie hier, wie sich die IT-Landschaft in Norddeutschlands Feuerwehren entwickelt und welche Herausforderungen auftreten.
Kaum eine öffentliche Einrichtung ist so vielseitig organisiert wie die Feuerwehr. Zwar schreibt das Landesbrandschutzgesetz viele Aspekte des Feuerwehrwesens Schleswig-Holsteins vor, aber die konkrete Umsetzung der meisten Aspekte liegt schlussendlich bei den jeweiligen Kommunen. So auch die Digitalisierung der Feuerwehren. Kleinere Wehren im ländlichen Raum setzen häufig noch auf eine Einsatzdokumentation und -koordination auf Papier. Diese ist zwar absolut sicher vor Cyberangriffen, jedoch weder einfach zu archivieren, noch kann von der vollen Bandbreite der digitalen Einsatzkoordination profitiert werden. Schon einfache organisatorische Infos können bei der Koordination helfen. So können über die immer mehr verbreiteten Smartphone-Apps zur Einsatzalarmierung, z.B. Divera 24/7, von den alarmierten Kräften Rückmeldungen gegeben werden, ob sie auf dem Weg zum Gerätehaus oder nicht verfügbar sind. Dadurch können sich Führungskräfte schnell ein Bild über die verfügbaren Ressourcen machen und entsprechend planen und ggf. Nachbarwehren nachalarmieren.
In Schleswig-Holstein steht besonders kleineren Feuerwehren seit Oktober 2024 die Open-Source-Plattform Firemon 112 zur Verfügung. Entstanden ist diese Software aus ehrenamtlichem Engagement, weiterentwickelt wird sie aktuell mit einem Unternehmen aus der Region. Ziel ist es, auch den kleinsten Feuerwehren, teilweise mit unter 5 Einsätzen im Jahr, eine Möglichkeit zu geben, die Einsatzabarbeitung und -dokumentation zu digitalisieren.
Selbstverständlich steht bei voranschreitender Digitalisierung auch das Thema Cybersecurity im Vordergrund. Der Deutsche Feuerwehrverband warnt, dass digitale Systeme im Feuerwehr-Alltag zwar viele Vorteile mitbringen, jedoch eine große und kritische Angriffsfläche für Cyberkriminelle bieten. Im Idealfall sollten solche Systeme ausfallsicher und bestens geschützt sein, damit auch in Katastrophen- und Krisen-Situationen eine lückenlose und effiziente Arbeit der Hilfskräfte gewährleistet werden kann. Des Weiteren müssen selbstverständlich auch die persönlichen, teils sehr sensiblen Daten der Feuerwehrangehörigen geschützt werden.
Um die Sicherheit solcher Systeme einschätzen zu können, hat der DFV zusammen mit dem BSI Anfang 2024 Checklisten und Empfehlungen erstellt, die die Informationssicherheit bei den Feuerwehren stärken sollen. Zu den Grundmaßnahmen zählen demnach regelmäßige Software-Updates, die Einrichtung von Firewalls, ein guter Virenschutz sowie die Aufklärung und Sensibilisierung der Einsatzkräfte zu den Gefahren des digitalen Arbeitens im Feuerwehrumfeld. Das Angebot soll vor allem den Freiwilligen Feuerwehren helfen, die meistens keine eigene IT-Abteilung oder -Dienstleister haben, sondern auf eigenem Engagement eine IT-Infrastruktur aufbauen.
Die Realität zeigt, dass die IT-Sicherheit auch im Sicherheitssektor nicht vernachlässigt werden darf. Ende 2024 wurde bekannt, dass die weit verbreitete Feuerwehr-Verwaltungssoftware FirePlan monatelang eine gravierende Sicherheitslücke aufwies. Mit dieser Sicherheitslücke waren Fotos und Dokumente mit sensiblen persönlichen Daten von Feuerwehrangehörigen öffentlich abrufbar - unbemerkt seit mindestens Dezember 2023. Betroffen waren zahlreiche freiwillige Wehren, unter anderem im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis. Öffentlich bekannt wurde der Vorfall erst, als die Stadt Winnenden ihre und andere betroffene Feuerwehren informierte. Die Sicherheitslücke wurde noch im Oktober vom Softwareanbieter geschlossen, doch durch die Ausmaße des Vorfalls ist die ganze Aktion ein Weckruf für Feuerwehren in ganz Deutschland.
Selbst die großen Städte mit Berufsfeuerwehren sind gefährdet. So steht die Berliner Feuerwehr wiederholt in der Kritik, da ihre IT-Systeme stark veraltet sind. Aufregung erregte ein potenzieller Cyberangriff im Juni 2025, der sich glücklicherweise als ein auf interne Technikdefekte zurückzuführender Fehlalarm herausstellte. Wieder ein Beispiel dafür, dass die IT-Infrastruktur bei deutschen Feuerwehren großflächig nicht auf einem aktuellen Stand der Technik ist und dort dringend überholt werden muss.
Neben potentiellen Cyberattacken, die Systeme lahmlegen oder Datensätze stehlen können, spielt auch die generelle Ausfallsicherheit der Systeme eine große Rolle. Denn nicht immer sind Ausfälle auf Cyberangriffe zurückzuführen. Am 06. Mai 2025 kam es bundesweit zu einer Störung im BOS-Digitalfunk, dem geschlossenen und verschlüsselten Kommunikationssystem von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Für ca. 2 Stunden war aus technischen Gründen die Kommunikation auf diesem Wege zusammengebrochen, musste durch Telefonate oder, falls noch vorhanden, altmodische 2- bzw. 4-Meter-Band-Funkgeräte ersetzt werden - einer durch die fehlende Verschlüsselung eigentlich nicht mehr zulässigen Kommunikationsmethode. Der Ausfall rief auch das Bundesinnenministerium auf den Plan, das für das Netz verantwortlich ist. Ziel des BOS-Digitalfunk ist eigentlich eine so sehr gesicherte Infrastruktur, dass die Kommunikation des BOS auch bei großen Naturkatastrophen, Krisenfällen oder Stromausfällen ausreichend sichergestellt ist. Der Vorfall unterstreiche laut Deutscher Feuerwehr-Zeitung den dringenden Handlungsbedarf beim Schutz kritischer Infrastruktur.
Die oben angesprochene Software Firemon 112 legt daher großen Wert auf die Offline-Fähigkeit, viele Wehren halten analoge Pager vor, falls Digitale Meldeempfänger oder Smartphone-Apps nicht mehr funktionieren. Die altbewährte Sirene erlebt außerdem ein Comeback in der Kriseninfrastruktur. Das Land Schleswig-Holstein hat 2023 den 635 Sirenenstandorten gefördert und stellt bis 2030 über 23 Millionen Euro bereit, um das Sirenennetz flächendeckend zu erweitern. Diese Sirenen sollen auch bei Strom- und Internetausfällen die Warnung der Bevölkerung und die Alarmierung von Einsatzkräften sicherstellen.
Ein weiteres Beispiel für die Wichtigkeit von Backup-Technik und -Plänen kommt aus Herborn (Hessen). Hier fielen im August 2025 durch einen Schaden, verursacht bei Bauarbeiten, alle Telefon- und Internetverbindungen aus, selbst der Notruf war zwischenzeitig beeinträchtigt. Erst mit provisorisch verlegten Ersatzleitungen konnte der normale Betrieb wieder sichergestellt werden.
Die IT-Infrastruktur der Feuerwehren in Deutschland wird stetig ausgebaut, digitale Lösungen werden zunehmend auch für Kleinstfeuerwehren verfügbar und realisierbar. Dennoch entstehen bei unsachgemäßer Nutzung, mangelhafter Umsetzung und fehlender Modernisierung zum Teil große Sicherheitslücken, die sowohl Risiken für die persönlichen Daten der Angehörigen bergen, als auch die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren bedrohen können. Freiwillige Feuerwehren ohne eigenen IT-Abteilung sollten daher auf die Empfehlungen von DFV und BSI achten, sich ggf. bei einem Fachunternehmen beraten lassen. Doch auch der Bund muss die Sicherheit der digitalen Werkzeuge von BOS mehr schützen und die Ausfallsicherheit gewährleisten.
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